Wie man das Radfahren schmackhaft macht
Um
mit relativ bescheidenen Mitteln möglichst viele Menschen zumindest
beim Einkaufen für die Fahrradnutzung zu gewinnen, haben Umweltgruppen
in verschiedenen deutschen Städten einige Aktionen ausprobiert. Das
Nachahmen, Variieren und Verbessern ist durchaus erwünscht, schließlich
muss sich noch viel bewegen, wenn das Rad sein ganzes Potenzial als
Alltagsvehikel ausspielen soll.
Aktionsideen von A bis Z
- Aktion Probezeit
- Ausbau Radwege/Radspuren
- Dokumentation
- Einkaufszentren
- Fahrradbranchenbuch
- Fahrraddemo
- Fahrradfreundliche Einkaufsstraße
- Fahrradfreundliches Geschäft
- Forschung
- Gepäckaufbewahrung
- Good und Bad Practice
- Information im Fachhandel
- Infostand
- Konzept "Radverkehr in Einkaufsbereichen"
- Kooperation mit Fahrradhändlern
- Kundenbefragung
- Lastenrad/Transportfahrrad
- Multiplikatoren
- Öffentlicher Nahverkehr
- Packdemonstration
- Parkplätze
- Pressearbeit
- Promicheck
- Radlerrabatt
- Radservice
- Shoppingtour auf zwei Rädern
- Stadtplan (Einkaufsplan)
- Testfahrt
- Unterschriften sammeln
- Werbung auf den Fahrradständern
- Zeitweilige Straßensperrungen
- Zubehörliste
Aktion Probezeit
Überzeugen Sie andere, ohne Auto einkaufen zu fahren - zunächst zur Probe. Gegen eine „Verpflichtung“, das Auto stehen zu lassen, leihen sich Interessenten von Ihnen oder von kooperierenden Fahrradläden das nötige Zubehör wie Fahrradtaschen, Fahrradkörbe oder Anhänger; vielleicht sogar ein Fahrrad. Tipp: Motivieren Sie die Probanden dazu, Ihre Eindrücke beim Einkaufen mit dem Rad zu dokumentieren - etwa in Form eines Tagebuchs.
Ausbau Radwege/Radspuren
Sind die (Rad-)Wege in die Innenstadt sicher und kann man in der Einkaufsstraße radfahren (Problem Fußgängerzone)? Setzen Sie sich im Dialog mit der Stadtverwaltung und dem Einzelhandel für mehr Platz für das Rad ein.
Dokumentation
Viele Menschen glauben immer noch, Einkaufen mit dem Rad sei schwierig. Zeigen Sie, dass das Gegenteil richtig ist - zum Beispiel indem Sie typische Einkaufsabläufe dokumentieren und veröffentlichen, sei es als Zeitungsartikel, Blogeintrag oder als Tagebuch. Interessant ist auch, Einkaufstouren mit verschiedenen Verkehrsmitteln miteinander zu vergleichen. Tipp: Bitten Sie die Teilnehmer einer „Aktion Probezeit“, ihre Erfahrungen beim Einkaufen zu dokumentieren.
Einkaufszentren
Anders als die traditionelle Einkaufsstraße hat das Einkaufszentrum ein eigenes Management. Nutzen Sie diesen zentralen Ansprechpartner, um Verbesserungen für radelnde Kunden zu erreichen - möglichst noch während der Bauphase. Vor allem neu eröffnete Zentren informieren auf Werbeflyern und in Broschüren über ihr Angebot - vielleicht können Sie dort Hinweise zu Fahrradparkplätzen und zur Anfahrt mit dem Rad geben. Tipp: Einkaufszentren veranstalten immer wieder themenbezogene Aktionstage. Schlagen Sie das Thema „Fahrrad“ vor und präsentieren Sie sich mit anderen Verbänden und dem Fahrradeinzelhandel.
Fahrradbranchenbuch
Dieses Verzeichnis nennt die fahrradfreundlichen Geschäfte sowie Radverleih und Fahrradläden in der Stadt. Tipp: Überlegen Sie, ob spezielle Läden als Sponsoren in Frage kommen.
Fahrraddemo
Eine Demonstration per Rad ist eine bewährte Möglichkeit, Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen. Besonders gut: Sie kostet keinen Cent. Nötig ist allein die Anmeldung bei der örtlichen Versammlungsbehörde (in der Regel das Polizeipräsidium). Abweichend vom klassischen Demonstrationszug bieten sich andere Formen an - markieren Sie symbolisch Radstreifen auf einer Haupt- oder Einkaufsstraße, stellen Sie (vorübergehend) Radständer in der Fußgängerzone auf… Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Tipp: Denken Sie daran, vorab die örtlichen Medien zu der Aktion einzuladen.
Fahrradfreundliche Einkaufsstraße
Schlagen Sie der örtlichen Politik und Verwaltung vor, eine Einkaufsstraße modellhaft fahrradfahrerfreundlich zu gestalten (verkehrsberuhigt, aber für Radler befahrbar, mit guten Abstellmöglichkeiten). Tipp: Die Frage, welche Straße sich dafür eignet, können Sie Passanten bei einer Umfrage stellen. Denkbar wäre auch ein Wettbewerb um den Titel „Fahrradfreundlichste Einkaufsstraße“.
Fahrradfreundliches Geschäft
Die Auszeichnung als fahrradfreundliches Geschäft bewirbt einerseits gute Beispiele (und animiert andere Händler dazu, Radfahrer als Kunden ernst zu nehmen) und gibt Radfahrern andererseits eine Orientierung beim Einkaufen. Folgende Kriterien helfen für die Auswahl des fahrradfreundlichen Geschäfts: Abstellanlagen (eingangsnah, kippsicher, Anschließmöglichkeit von Rahmen und Vorderrad, genügend Abstand zwischen den Fahrradständern, Platz für Anhänger; Beleuchtung und Überdachung als „Luxuskriterien“), Fahrradboxen (abschließbare Minigaragen), Schließfächer zur Gepäckaufbewahrung, Fahrradanhängerverleih, Lieferservice, Rabatte für Radfahrer, Reparaturservice. Tipp: Die Zertifizierung könnte Ergebnis eines Wettbewerbs sein.
Forschung
Noch gibt es zu wenig Daten zum Einkaufen mit dem Rad. Vielleicht können Sie das ändern - entweder indem Sie selbst Umfragen machen oder indem Sie ein Forschungsprojekt initiieren. Viele Studenten sind auf der Suche nach Themen und Daten für ihre Diplomarbeiten; es bieten sich Fächer wie Stadtplanung, Geografie, BWL oder Soziologie an.
Gepäckaufbewahrung
Mitgebrachte Taschen, Körbe, Tüten und ähnliches sicher aufzubewahren, ist ein Merkmal des fahrradfreundlichen Geschäfts. Um Händler und Kunden auf den Geschmack zu bringen, können Sie diesen Service einige Male selbst anbieten.
Good und Bad Practice
Sammeln und dokumentieren Sie gute und schlechte Beispiele von Serviceangeboten für radelnde Einkäufer.
Information im Fachhandel
Sie haben Infomaterial (siehe BUND-Angebot) und wollen es nun unter das Volk bringen? Fahrradhändler haben oft zwar nur wenig Platz für Werbematerial, dafür haben sie ein natürliches Interesse an verstärktem Radverkehr.
Infostand
Ein Infostand ist für Bürgerinitiativen oder Verbände der klassische Weg, in Kontakt mit den Mitbürgern zu kommen. Er ist auf Straßenfesten, Weihnachtsmärkten, am alljährlichen World Car Free Day (22. September) und an ganz normalen Samstagen in Fußgängerzonen und auf zentralen Plätzen anzutreffen. Tipp: Sparen Sie bei Ihrem Infostand nicht mit optischen Reizen, sondern versuchen Sie, mit kleinen Vorführungen, Testfahrten oder Spielen die Passanten zu ködern.
Konzept „Radverkehr in Einkaufsbereichen“
Analysieren Sie, was für ein Angebot ist vorhanden, was fehlt, was muss getan werden (Radwege, Verkehrsberuhigung, Stellplätze usw.).
Kooperation mit Fahrradhändlern
Die örtlichen Fahrradhändler sind Ihre natürlichen Verbündeten. Vereinbaren Sie Kooperationen, wenn Sie Materialien für eine Probezeit oder zum Verleih über Ihre Geschäftsstelle benötigen (z. B. Fahrradkörbe, -taschen und -anhänger). Vielleicht gewähren die Händler den Teilnehmern der Aktion Probezeit Ermäßigungen, wenn diese sich anschließend Material kaufen wollen.
Kundenbefragung
Wie kommen die Leute zum Einkaufen? Unter welchen Bedingungen könnten sie sich vorstellen, das Rad zu nutzen und welche Verbesserungen wünschen sich bereits radelnde Einkäufer? Wo kaufen die Befragten am liebsten ein und warum? Die Ergebnisse einer solchen Befragung können im Gespräch mit Verwaltung und Einzelhandel eine wichtige Rolle spielen.
Lastenrad/Transportfahrrad
Ob Postrad, Bäckerrad oder Dreirad - das Transportrad eignet sich sowohl als Blickfang für Infostände als auch für den Großeinkauf.
Multiplikatoren
Überlegen Sie, welche Zielgruppen sie für das Einkaufen mit dem Rad begeistern wollen und wer Ihre Informationen weitergeben kann.
Öffentlicher Nahverkehr
Fahrrad und öffentlicher Verkehr können sich ergänzen. Radfahrer profitieren von Abstellanlagen an den Haltestellen, die sich ja häufig in den Einkaufsvierteln befinden. Die Verkehrsunternehmen wiederum können mit besonderen Angeboten (vor allem mit Fahrradbeförderung) neue Kunden gewinnen.
Packdemonstration
Zeigen Sie, wie viele Waren mit dem Rad transportiert werden können: Lassen Sie Kunden und Passanten Waren um die Wette aus einem Einkaufswagen in Fahrradtaschen packen - wer zuerst alles sicher verstaut hat, gewinnt. Tipp: Kleine Gewinnprämien machen dieses Spiel attraktiver.
Parkplätze
Analysieren Sie, wo Fahrradabstellanlagen fehlen und bringen Sie die Händler dazu, sie bei der Stadt einzufordern.
Pressearbeit
Machen Sie Werbung für Ihr Thema! Vom Leserbrief über das Interview bis zur Radbeilage - wie Sie Ihr Anliegen in die lokalen Medien tragen erfahren Sie hier.
Promicheck
Befragen Sie die lokale Prominenz, wie sie es mit dem Einkaufen mit dem Rad hält. Vielleicht finden Sie ja Unterstützung aus unerwarteter Richtung!
Radlerrabatt
Für Einzelhändler sind Sonderangebote nichts Ungewöhnliches. Überzeugen Sie die Händler, dass es sich bei Radfahrern um eine interessante Klientel handelt. Tipp: Wenn Sie über eigene Informationskanäle (Vereinszeitschrift, Newsletter, Internetseite) verfügen, sollten Sie den Händlern anbieten, auf diesem Wege die Rabatte für die Radfahrer zu bewerben.
Radservice
Helfen Sie radelnden Einkäufern mit kleinen Servicestationen vor den Geschäften. Kleinere Reparaturen (Licht, Luftdruck, Bremsen einstellen) erfreuen die Kunden, die bereits radfahren und ermuntern andere, es ihnen nachzutun. Tipp: Bieten Sie kooperierenden Radläden an, auf diese Weise für sich Werbung zu machen.
Shoppingtour auf zwei Rädern
Manche potenzielle Einkaufsradfahrer kennen ihre Stadt/Gemeinde noch nicht aus der Radperspektive. Zeigen Sie Ihnen Ihre „Geheimtipps“: Abkürzungen, ungefährliche Kreuzungen und Parkmöglichkeiten. Tipp: Treffpunkt für eine solche Führung könnte ein zentral gelegener Fahrradladen sein.
Stadtplan (Einkaufsplan)
Ein Fahrradstadtplan liefert Radlern wichtige Informationen, die herkömmliche Pläne nicht enthalten: Radspuren/Radwege, Straßenbelag (Kopfsteinpflaster, unbefestigter Weg, Asphalt usw.), Fahrradstellplätze, gefährliche Kreuzungen - natürlich können Sie hier auch fahrradfreundliche Geschäfte einzeichnen. Achtung: Kartographisches Material ist fast immer urheberrechtlich geschützt. Um rechtliche Probleme zu vermeiden, sollten Sie den Rechteinhaber (Verlag, Städtisches Vermessungsamt) stets um die Erlaubnis bitten, den Plan - auch in veränderter Form - veröffentlichen zu dürfen. Tipp: Der BUND unterstützt Sie bei der Kartenerstellung. Kontaktieren Sie uns!
Testfahrt
Ein kleiner Trainingsparcours eignet sich als Publikumsfänger an Infoständen. Auf einer abgetrennten Strecke können Interessierte unter fachkundiger Anleitung ausprobieren, wie es sich mit Anhänger fährt oder wie schwer bzw. leicht Fahrradtaschen sind.
Unterschriften sammeln
Egal, ob in einem gesetzlichen Rahmen (Volksinitiative, Bürgerbegehren) oder einfach „nur so“ - Unterschriften bekräftigen, dass Sie mit Ihrem Anliegen nicht allein sind. Tipp: Unterschriftenlisten helfen Ihnen, Adressen von potenziellen Unterstützern zu sammeln; natürlich darf der entsprechende datenschutzrechtliche Hinweis nicht fehlen.
Werbung auf den Fahrradständern
Fahrradständer sind hervorragende Werbeflächen. Überzeugen Sie Händler, „Werbepatenschaften“ für Fahrradabstellanlagen im öffentlichen Raum zu übernehmen - das senkt die Kosten für die Kommune.
Zeitweilige Straßensperrungen
Beeinträchtigt in Ihrer Gemeinde übermäßiger Autoverkehr den Bike-and-Shop-Genuss? Überzeugen Sie Verwaltung, Gemeinderäte und Einzelhändler von Ihrer Idee von (temporären) Straßensperrungen. Tipp: Am Anfang dieser vermutlich längeren Diskussion könnte eine Fahrraddemo stehen, die Ihr Anliegen bekannt macht.
Zubehörliste
Welches Radzubehör zum Einkaufen gibt es, was ist praktikabel, was notwendig, was zu teuer?